Göttliche Grenzerfahrungen in der Sahara - Mein Erlebnis Marokko - Reisebericht

Der Sternenhimmel hat für mich schon immer etwas Magisches gehabt. Dieses Lichtermeer einmal in der Wüste zu bestaunen, das habe ich durch meine Sehnsucht ausgesendet und ins Quantenfeld, das Feld der Möglichkeiten gerufen.

Als ich während der Mikroben Krise auf meinem FB Account surfte, sah ich zu meinem Erstaunen, dass ich schon im 2019 von einem selbständigen Guide aus Marokko ein Angebot bekommen habe. Es begann ein reger Austausch mit Mhamed dem Guide und im April 2021 hatte ich einen Flug nach Marrakesch gebucht. Meine Ansage an den Guide war, ich möchte den Sternenhimmel sehen, Atlasgebirge und Marrakesch. Gesagt - getan. Er hat für mich Single-Lady ein Angebot zusammengestellt und nebenbei erwähnt, "Mohammed, Achmed und Ali kommen noch mit". "Okey" fragte ich nach, sind das auch so selbständige Guide und wir sind dann eine ganz Karawane durch die Wüste? NEIN, nein diese Männer sind alle ausschliesslich für mich zuständig. "Okey?" Heisst das, dass ich allein als Frau mit Guide, 2 Kameltreibern und einem Koch 5 Tage und 5 Nächte durch die Wüste gehe?

Super – was habe ich mir da wieder eingebrockt… Die Bedenken meiner Tochter brachten mich zusätzlich in Unsicherheit und Angst – das ist schon eine gewagte Geschichte. Kaum meine Bedenken ausgesendet ist was Spannendes passiert: Eine Woche vor meinem Abflug wurde Marrakesch wieder für ungeimpfte Reisende geschlossen. Uff, da bin ich wieder raus gekommen aus der Nummer – denn impfen konnte ich nicht mehr – und so verfloss mein Flug ungenutzt.

Doch die Wüsten-Reise liess mir keine Ruhe…

Irgendwie hatte ich einfach Vertrauen in diesen Guide und ein gutes Gefühl und so nahm ich die Reise ein zweites Mal in Angriff. Kurz vor der Abreise hat sich Marianne, eine Kollegin, spontan entschlossen mitzukommen. Das fühlte sich jetzt schon etwas besser an - zu Zweit unterwegs zu sein.  

Marianne und ich trafen uns am Flughafen ZH morgens in der früh. Wir genossen den Flug und waren gespannt auf die Begrüssung am Flughafen. Mhamed empfing uns mit einem Lächeln,  frischen Datteln und Mineralwasser und zu unserem Erstaunen auch mit einer herzlichen Umarmung. Er brachte uns in ein typisch orientalisches Riad, wo wir natürlich mit Tee willkommen geheissen wurden. Wir bezogen unser herziges Zimmer, schlenderten Abends durch die belebten Strassen und Märkte und gingen ganz gediegen essen.

Sicher brachte uns Mhamed wieder ins Riad. Es war kalt in der Nacht, doch wir haben göttlich geschlafen und freuten uns am Morgen auf die Fahrt nach Zaragoza. Mit dem Taxi gings durch ungewohnt karge Berglandschaft, mit Zwischenstopps und Verpflegung ca. 8 Std. Fahrt bis an den Rand der Wüste.

Bei Sonnenuntergang erwarteten uns 5 Dromedare schwer bepackt mit Proviant, Wasser, Futter, Zelt, Matten und Küchenutensilien. Ein romantisches Bild - einladend zum Abenteuer. Schon umarmte mich die Kollegin, sichtlich glücklich und dankbar, dass ich sie hierher geführt habe und für diesen unvergesslichen Augenblick. Nach ca. 1.5 Std. kamen wir am ersten Nachtlager an, das Versorgungszelt stand schon. Jetzt durften wir wählen, wo unsere kleinen persönlichen Schlafzelte aufgeschlagen werden sollen. Marianne wählte den Platz grad neben dem Versorgungszelt. Ich wollte möglichst weit weg sein, bei den Dünen.

Es war kalt und das warme Linsengericht mit Gemüse und Tee tat gut. «Ihr müsst viel Essen –es wird kalt in der Nacht», hat Mhamed uns geraten. Nach dem Essen fühlte es sich bisschen unbeholfen an, wie – wo jetzt Zähneputzen und was anziehen im Schlafsack? Schuhe bereit machen, wenn ich nachts auf die Toilette muss. Denn der Sand war kalt. Das WC Zelt war immerhin nur ein paar Meter entfernt.

Über all den Gedanken von der ersten Zeltnacht und der Kälte, die sich um uns breit machte, habe ich fast vergessen, den Sternenhimmel anzuschauen. WOW - einfach atemberaubend! Je länger ich hineinschaue desto mehr Sterne – es ist als würde man Schicht um Schicht tiefer sehen und noch tiefer. Sternenbilder wahrnehmen und dann… kam da aus der Tiefe diese Verbundenheit und Geborgenheit, ein Gefühl von Vertrauen vom Erkennen. Was für ein kleiner Teil ich doch bin in diesem Grossen Ganzen. Eingewoben, Aufgehoben…

Ich habe göttlich geschlafen – diese Stille, Ruhe fern ab von Geräuschen ohne Flutlicht, ohne Mobil-Empfang, geerdet auf einer tragenden Matte, eingekuschelt im warmen Daunenschlafsack.

Vor dem Sonnenaufgang bin ich aufgewacht. Es war frisch so um die 6 Grad. Eingepackt in Mütze und Daunenjacke verliess ich das Zelt und ging durch den Sand. Ich schaute in die Weite, noch immer waren Sterne am Himmel zu sehen. Es war ruhig im Lager – die Dromedare standen da und strahlten eine Ruhe und Sicherheit aus.

Während ich so in meiner Ruhe und in der Gelassenheit den Morgen erwachen liess, sah es bei Marianne ganz anders aus. Ihre erste Nacht hat sie in ein Konstrukt von Ängsten gebracht – die sich später als tiefe, transformierende Heilung zeigen durfte. (Dazu ihre eigene Erfahrung)

Ein warmer Tee am Morgen tat so gut. Das Zusammensitzen mit den 4 Männern im Versorgungszelt, zuzusehen wie Mohammed auf dem Gaskocher uns Essen zubereitet. Am Boden zu sitzen, Frühstücken und den Körper zu nähren, ihn zu wärmen tat so gut.

Nachher wurden alle Zelte abgebrochen, Dromedare beladen und losgezogen. Und dieser Rhythmus ging 5 Nächte und 5 Tage. Nachts 3 – 4 Grad, tagsüber unterwegsbei bis zu 25 Grad. Einmal mit viel Wind fast sandsturmmässig. Täglich 4 – 6 Stunden einfach einen Fuss vor den anderen, mal alleine in sich versunken, dann wieder im tiefsinnigen Austausch und mit meinen Geschichten, die alle bewegten und weiter wirkten.

Eine wundervolle Erfahrung, so unterwegs zu sein. Es ist so still, dass du nicht mal Vögel hörst. Meditatives Gehen hinter den Dromedaren oder neben den Kameltreibern, die so eine Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Und obschon es Wüste ist, sind die Landschaftsbilder jeden Tag anders, mal nur Sand und Dünen. Dann wieder Sträucher – Bäume, vertrocknete Flussbetten. Manchmal ist der Boden sandig, dann steinig, dann wieder sandig, wo du einsinkst und fast nicht vorwärts kommst.

Du bist mit deinem Körper beschäftigt. Kälte, Hitze, Müdigkeit, Essen, Trinken – und irgendwann merkst du, wie deine Gedanken weg sind – der Kopf ist leer. Der Alltag weit weg und du kommst in eine Gelassenheit. Deine Hirnfrequenz wird gesenkt und du nimmst dich auf einer anderen Ebene wahr. Es ist, als ob die Wüste eine Art göttliche UR-Frequenz in sich trägt und sich deine Seele mit ihr verbindet. Nicht umsonst war Jesus 40 Tage in der Wüste, um in Ruhe Antworten und Botschaften zu bekommen. Die Wüste holt buchstäblich alles aus deiner Seele heraus, was bereit ist in Heilung zu gehen und gelöst werden darf.

Dann gibt es Glücksmomente wie am 4. Morgen, als ich auf einmal auf die Idee kam, um ein bisschen heisses Teewasser zu bitten, um mich zu waschen. Was für ein Highlight: Jetzt hat es im kleinen Plastikbecken, das eh nur «bödelet» Wasser drin hatte,warmes Wasser um mich zu waschen und die Zähne zu putzen. So schön, warmes Wasser wie wundervoll sich das anfühlt, statt wie die letzten Tage kaltes Wasser. Wie man an so etwas Kleinem eine helle Freude hat – das muss man einfach mal erleben.

Mein Stoffwechsel hat noch nie so gut funktioniert wie in diesen Ferien. Kunststück - Wir haben auch sehr gesund gegessen mit Gemüse, Früchten, Fisch, Linsen, Oliven, Datteln – ein gesegneter Appetit und sich immer wieder freuen auf die feinen, liebevoll zubereiteten Speisen - Wohlgefühl rundum. Körperliche Aktivität und Mittagspause im Schatten, auf den Dromedaren zu reiten, abends am Feuer zu sitzen und zuzusehen, wie der Kameltreiber uns mit vollem Stolz sein Sandbrot zubereitet. Nichts tun müssen, sich einfach in die Natur, den Sternenhimmel und die Dünen einzubetten und SEIN.

Trotz Sprachbarriere haben wir am Abend mit den Männen (z.T. Analphabeten) im Zelt UNO gespielt. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal so herzhaft gelacht habe. Eine andere Welt, um hundert Jahre zurückversetzt.

Mhamed unser Guide, 38 Jährig als jüngstes Kind im Berber Gebirge noch in einer Höhle geboren, spricht 4 Sprachen perfekt und zwei seiner Brüder können weder lesen noch schreiben. Das zeigt auch, was jeder Mensch aus sich machen kann, wenn er möchte. Die kulturellen und religiösen Ansichten geprägt von einem tiefen Respekt vor uns Touristen und Frauen haben mich bewegt und tief berührt. Wir sind als Gruppe in diesen 5 Tagen zusammengewachsen, wir haben uns «lesen» gelernt durchs miteinander auf dem Weg sein, wir haben uns unterstützt, respektiert und gewertschätzt. Kein Wunder, hat es beim Abschied Tränen gegeben!

Und unser Taxi stand da bereit, um uns wieder in die Zivilisation zu bringen. Doch im Herzen schwingt noch die Ruhe, Stille und Dankbarkeit mit. Ich war ja schon
auch glücklich, wieder mein «Schümli» vom ersten Espresso zu geniessen. Im Riad in Ouarzazate habe ausgiebig warm geduscht. Das Riad hat einigen Komfort, den wir natürlich genossen haben.

Anderntags ging die Reise weiter. Filmstudio besuchen und die aus «Ben Hur» und anderen Filmen bekannte Landschaft sehen. Wir machen Halt an einer Töpferei und dürfen dem Handwerker zuschauen und werden auch in einer Teppichweberei & -Knüpferei herzliche mit Tee empfangen.

Wieder in Marrakesch angekommen, kam uns alles so laut vor. Irgendwie sehnten wir uns schon wieder nach Ruhe und Stille. Zum Glück gings am andern Tag grad weiter in die Berge. Ins Atlasgebirge, wo wir wieder zu Fuss einige Stunden einsam in der kargen, kalten Landschaft unterwegs waren. Wieder im Bergdorf angekommen amüsierten wir uns über das rege Tun der Menschen…

Als Abschluss der Reise gab es noch eine Stadtführung. Neben den Palästen und dem Marktplatz sahen wir auch die verschiedenen Handwerker bei ihrer Arbeit.
Über Lederverarbeitung, schöne Lampen aus Metall hergestellt, Kleider und natürlich Gewürze, Kräuter und die sagen umschriebenen Schreibstuben, wo Frauen mit alten mechanischen Tipp-Schreibmaschinen für die vielen Analphabeten Brief und Botschaften abtippen.

Am Nachmittag gingen Marianne und ich noch alleine in einen Tropischen Garten. Wunderschön – aber für uns zu touristisch und mit zu vielen Menschen…

Wir haben am grossen Platz nochmals einen Kaffee getrunken, dem regen Treiben zugeschaut – die Gebetsrufe nochmals gehört und haben uns dann bei Anbruch der Dunkelheit ins Riad zurückgezogen.

Am anderenTag hat Mhamed uns abgeholt und zum Flughafen gebracht.

Wie die Reise uns bewegt hat zeigen die vor- und nachher Bilder: